Nachteile, Risiken und Verkaufsmaschen bei ETFs
ETFs sind nicht für jedes Anliegen das richtige Produkt. Außerdem taugen die allerwenigsten zum Vermögensaufbau: Viele ETFs verfolgen keine günstige, maximal breit gestreute Anlagestrategie, sondern setzen auf bestimmte Branchen oder Themen. Sie sollten sich daher gut informieren, bevor Sie einen ETF kaufen und auf diese Auswahlkriterien achten.
Rechnen Sie mit Kursschwankungen
Für Aktien-ETFs gelten dieselben Risiken wie für herkömmliche Aktienfonds. Sie müssen immer mit Wertschwankungen rechnen. Selbst bei weltweiter Streuung gab es schon Kursrückgänge von bis zu 50 Prozent. Zwar sind die Kurse nach jedem Crash auch wieder gestiegen, aber eine Verlustphase konnte in der Vergangenheit auch einmal bis zu 15 Jahre andauern. ETFs sind daher ungeeignet für alle, die in naher Zukunft das Geld in voller Höhe für größere Anschaffungen oder einen Immobilienkauf brauchen.
Vorsicht vor Themen-ETFs
Ständig legen die Fondsgesellschaften neue ETFs auf, je nach dem welche Themen aktuell in aller Munde sind. Das geht von Krypto-ETFs über Clean-Energy- bis hin zu Seltene-Erden-ETFs oder Private-Equity-ETFs. Es werden teils sogar neue Indizes erfunden, um sodann ETFs aufzulegen, die eben deren Wertentwicklung abbilden. Diese ETFs bieten Ihnen keine solide Anlagestrategie. Sie dienen allenfalls der Spekulation.
Wenn Sie Vermögen aufbauen wollen, wählen Sie nur solche ETFs aus, die sich auf große, marktbreite Indizes beziehen, in denen möglichst viele Aktien aus vielen Ländern und vielen unterschiedlichen Branchen enthalten sind: Der MSCI World Index beispielsweise umfasst rund 1.500 Unternehmen aus rund zwei Dutzend Industrieländern. Der MSCI All Country World Index sowie der FTSE All-World Index enthalten überdies auch Unternehmen aus Schwellenländern. ETFs auf diese Indizes eignen sich als Grundlage einer diversifizierten langfristigen Anlagestrategie.
Kontrahentenrisiko - wenn ein Vertragspartner pleite geht
Vereinzelt wird behauptet, dass ETFs ein besonderes Risiko bergen, wenn sie Swaps einsetzen. Bei Swaps handelt es sich um Tauschgeschäfte zwischen Fondsgesellschaft und Banken. Sie sollen sicherstellen, dass die Wertentwicklung des ETF exakt der des Index entspricht.
Swaps kennzeichnen sogenannte synthetische ETFs, sind aber auch bei vielen herkömmlichen Fonds üblich. Im Jahresbericht zum ETF finden Sie in der Vermögensübersicht neben Swap-Forderungen auch sogenannte OTC Derivate. OTC meint "Over the Counter", also Geschäfte außerhalb des regulierten Börsenhandels. Auch damit sind Risiken verbunden. Gleiches gilt, wenn Wertpapiere aus dem Fondsvermögen an Dritte verliehen werden.
In all diesen Fällen spricht man von einem Kontrahentenrisiko. Dies meint das Risiko einer Pleite eines Vertragspartners, meist einer Investmentbank, welche in die Umsetzung der Anlagestrategie involviert ist. Bei näherer Betrachtung gilt dieses Risiko nicht speziell für ETFs, sondern für alle Fonds. Und das Risiko ist aufsichtsrechtlich durch die europäischen Vorschriften zur Regulierung von Investmentfonds (OGAW) abgesichert.
Daraus ergibt sich, dass jegliches Kontrahentenrisiko, sei es aufgrund der Wertpapierleihe oder aufgrund von Swap-Geschäften, höchstens zehn Prozent des Fondsvermögens betragen darf. Außerdem müssen Sicherheiten gestellt werden.
Darüber hinaus treffen die verschiedenen ETF-Anbieter Vorkehrungen, um das Kontrahentenrisiko zu mindern. So werden die Swap-Partner zum Teil dazu verpflichtet, Sicherheiten für ihre Verpflichtungen zu hinterlegen, die über den tatsächlichen Wert des Swaps hinausgehen. Diese sogenannten Besicherungs-Verpflichtungen, im Fachjargon "Collateral Agreements" genannt, sind aber nicht in den Verkaufsprospekten verankert. Anleger können sich daher nicht auf diese Versprechungen verlassen.
Mehr über die verschiedenen Methoden der Indexnachbildung lesen Sie in diesem Beitrag.
Achtung Verkaufstrick ETF – hier ist Vorsicht angebracht
Vorsicht gilt bei der Vermittlung von ETFs auf Honorarbasis. Versicherungsvertreter. Diese nutzen vermehrt ETFs, um nicht bedarfsgerechte, zu teure, zu riskante oder unflexible Geldanlagen und Altersvorsorgeverträge zu verkaufen.
Vorsicht vor folgenden Maschen:
- "Nettopolice" vom Honorarvermittler: Hier werden teils Tausende Euro für die Vermittlung einer Fondsgebundenen Rentenversicherung kassiert, bei der die Beiträge in ETFs investiert werden. Dazu werden separate Vermittlungsvereinbarungen oder Honorarvereinbarungen angeboten, die Sie dazu verpflichten sollen, diese Entgelte zu bezahlen, egal ob Sie die Beiträge in Zukunft bezahlen oder nicht. Außerdem wird ein Steuervorteil angepriesen, der bei näherer Betrachtung aber nicht existiert. Erst recht nicht, wenn man die Honorare berücksichtigt, die im Vergleich zu einem simplen ETF-Sparplan viel höher sind.
- "Indexpolicen" vom Versicherungsvermittler: Hier werden von Versicherern eigens kreierte Indices eingesetzt, zum Teil mit fragwürdigen Anlagestrategien. Es handelt sich dann aber nicht um eine breit gestreute Anlage, der eine solide Anlagestrategie zugrunde liegt. Durch neue Indices entziehen sich die Anbieter der Vergleichbarkeit und kassieren höhere Provisionen oder Margen.
- ETF Vermögensverwaltung: Hier kassieren die Vermögensverwalter Entgelte von rund 1,5 Prozent pro Jahr. Sie sind so hoch, dass sie sämtliche Kostenvorteile der ETFs auffressen. Eine überdurchschnittliche Rendite dürfen Sie aber nicht erwarten, im Gegenteil. Die Verwalter kaufen und verkaufen ETFs nach Gutdünken, liefern aber keinen Mehrwert – außer Ihnen das Gefühl zu geben, jemand kümmere sich um Ihr Geld.
Achten Sie auch auf die genaue Produktbezeichnung, denn es besteht bei einigen Produkten Verwechslungsgefahr: Indexzertifikate, ETCs (Exchange-Traded Commodities) und Exchange-Traded-Note (ETN) sind rechtlich gesehen Schuldverschreibungen. Sie sind bei einer Pleite des Emittenten nicht geschützt.